Wissen:Tachovoreilung
Oft wird die Frage gestellt: Wieso zeigt mein Tacho eine andere (nämlich geringere) Geschwindigkeit an als eine GPS-Messung?
Das liegt daran, dass nach StVZO ein Tacho niemals zu wenig anzeigen darf.
Die normale Tachoanzeige eilt bei BMW ca. 5% vor (im Geheimmenü soll der unkorrigierte Wert stehen), bei Abregelung Tacho 260 also echte 250 km/h (im Fall des 335i sogar nur knapp). Das ist aber keine exakte Wissenschaft, weil sich Radumfänge z.B. bei 17", 18" und 19" leicht unterscheiden, trotz der Korrektur bei den Querschnitten. Das hängt auch von Reifenmarke, -druck und -zustand ab. Außerdem wurde z.B. beim 335i die Abregelgrenze bei neueren Softwareständen ab v30.x um ca. 10km/h nach oben verlegt, d.h. jetzt Tacho 270km/h = echte 260km/h.
BMW kann sich die geringe Voreilung aufgrund der recht genauen elektronisch justierten Tachos leisten. Früher gab es einmal in der Skalenscheibe eine Zahl, meist 950 oder 900. Das war der Korrekturfaktor, der aufgrund der Güte des Tachos gewählt werden musste, um sicherzustellen, daß er nicht zu wenig anzeigt, selbst, wenn es ein extremer Ausreißer war. VW hat Mitte der 80er meist die besseren 950er eingebaut, Opel die 900er. Was nebenbei auch erklärt, wieso die GTIs laut Tacho nur 200 liefen, während die GSIs "über 215" machten - und trotzdem ein GTI einen GSI versägen konnte (bei geringerer angezeigter Geschwindigkeit).
Genauigkeit von GPS-Messungen
Am Rande bemerkt sei, dass relativ häufig die Genauigkeit der GPS-Messung in Frage gestellt wird:
- Die legendäre und immer wieder gern zitierte Ungenauigkeit des zivilen GPS ist seit dem 1. Mai 2000 Geschichte.
- Dann wird oft auch behauptet, dass es an Schrägen (z.B. in den Bergen größere Abweichungen gäbe. Weil beim normalen odometerbasierten Tacho nur die Radumdrehungen gemessen werden, ergibt sich dort die angezeigte Geschwindigkeit aus dem mutmaßlichen Radumfang und wird noch dazu mit der Toleranz des Tachos beaufschlagt, damit niemals zu wenig angezeigt wird. Der Radumfang selbst schwankt mit unterschiedlichen Reifendimensionen, -marken und -abnutzungen. Da ich z.B. größere Querschnitte fahre, zeigt mein Tacho ziemlich exakte Werte an, die meisten dürften aber ca. 5% voreilen. Dabei ist Schlupf noch gar nicht eingerechnet. Wenn wegen der Streckenneigung eine Falschanzeige passiert, dann nur, wenn das System falsch rechnet und statt der Hypothenusen- die Kathetenlänge nimmt. Grundsätzlich bestimmt das System nämlich die 3D-Position und sollte es richtig machen (denn was wäre aus Sicht des GPS die "Ebene"?). Übrigens: bei 10% Steigung (und das ist schon viel) beträgt der dadurch entstehende Fehler gerade mal 0,5%, bei 20% sind es 2% (rechnet es nach!). So genau ist kein odometerbasierter Tacho.
Die einzige echte Limitation beim GPS ist, daß man eine möglichst lange Strecke nehmen sollte, um möglichst genau zu werden. Extrembeispiel wäre eine Meßstrecke von weniger als 10 Meter (das entspricht etwa der aktuellen Bodenauflösung des GPS), dann könnte eventuell der bestimmte Weg noch 0 sein und damit die Geschwindigkeit auch 0. Nach einer Strecke von 1000m ist der theoretische Fehler dann schon maximal 1%, zudem dann natürlich aufgrund der inzwischen gemessenen Werte interpoliert werden kann.
Sysadm 14:50, 11. Jul. 2009 (UTC)